Jesus Christus spricht
Wer an mich glaubt, hat das ewige Leben.


Das gelb-rote Turbo-Rennboot

Autorin: Katja Habicht
Illustration: Heike Schweinberger



 

Henry und Gregor kommen nach der Schule am Spielwarenladen vorbei. „Guck mal!“, ruft Henry und deutet auf ein großes Schild, das davor steht. „Das Boot dort sieht ja toll aus!“ Gregor liest laut vor, was auf dem Plakat steht: „Das ferngesteuerte gelb-rote Turbo-Rennboot gibt es ab jetzt hier zu kaufen! Garantiert superschnell!“ Henry sieht sich das Rennboot genauer an. Es ist knallgelb und hat rote Streifen, die aussehen wie Blitze. Mit schwarzer Schrift steht „Turbo-Rennboot“ darauf. „Das ist toll!“ Henry hüpft von einem Fuß auf den anderen. „Das würde ich mir gerne kaufen.“ „Schau doch mal auf den Preis“, sagt Gregor zögernd. „Also ich habe nicht so viel Geld.“ Jetzt erst sieht Henry den roten Aufkleber: „Super-Preis für ein Super-Turbo-Rennboot: Nur 20 Euro!“ Henry muss schlucken. „Das ist wirklich viel Geld. Aber das Boot ist sooo schön. Sieh mal, man kann es per Fernbedienung übers Wasser düsen lassen. Ich zähle zu Hause mein Geld, vielleicht reicht es ja.“ Gregor sagt nichts dazu. Henry tut sein Freund leid. Gregor hat nie Taschengeld, um sich etwas zum Spielen zu kaufen. „Vielleicht kannst du Frau Bieger mal fragen, ob du auch mit Bello Gassi gehen darfst“, schlägt Henry vor. „Ich bekomme dafür jedes Mal 50 Cent.“ Gregor schüttelt den Kopf. „Meine Mama erlaubt das nicht, ich habe schon gefragt.“ Henry seufzt. „Na komm, wir gehen nach Hause. Sonst machen sich unsere Mamas noch Sorgen. Außerdem ist heute Dienstag, da hole ich nachmittags immer Bello ab.“ Auf dem Heimweg betet Henry leise: „Herr Jesus, bitte mach doch, dass Gregor auch genug Geld bekommt, um sich das Rennboot kaufen zu können. Amen.“
Zu Hause leert Henry sofort seine Spardose aus. „Gut, dass Tante Kerstin mir gestern zwei Euro geschenkt hat“, murmelt er. „Ein Euro, 50 Cent, 20 Cent, zwei Euro ...“ Henry sortiert die Münzen und zählt alles zusammen. „Zehn Euro und 50 Cent. Ach, das ist noch viel zu wenig.“ Da fällt ihm ein, dass er in der Hosentasche noch eine Münze hat. Und auch in seinem Schulmäppchen findet er ein paar Geldstücke. „So, nochmal zählen.“ Jetzt hat er 14 Euro und 80 Cent. Das ist immer noch zu wenig! „Puh, da muss ich noch oft mit Bello Gassi gehen, bis ich genug Geld für das Rennboot habe.“
Nach den Hausaufgaben rennt Henry gleich zu Frau Bieger. „Hallo“, sagt er, als sie die Tür öffnet. „Da bin ich!“ Frau Bieger lacht. „Das sehe ich. Und du kannst sofort losgehen.“ Der kleine Bello steht schon an der Tür und wedelt mit dem Schwanz. „Kannst du mir bitte noch einen Gefallen tun“, fragt Frau Bieger, „und diesen Brief in der Teichstraße in den Briefkasten werfen?“ „Na klar, das mache ich“, verspricht Henry, nimmt Bellos Leine in die eine und den großen Briefumschlag in die andere Hand. Die Teichstraße ist nicht weit entfernt und liegt, wie der Name schon sagt, an einem kleinen Teich. „Da ist der Briefkasten, komm Bello.“ Henry versucht, den Umschlag in den Briefschlitz zu stecken, doch das geht nicht. „Mann, ist das ein dicker Brief“, murmelt er. Er legt Bellos Leine um einen kleinen Busch und versucht dann mit beiden Händen den Brief durch die Öffnung zu schieben. „So geht es“, freut sich Henry, und der Umschlag fällt mit einem Plumps in den Briefkasten. In diesem Moment rennt Bello kläffend los. Er reißt die Leine vom Busch, schleift sie hinter sich her und jagt auf drei kleine Enten zu, die auf der nahen Teichwiese herumwatscheln. „Hierher, Bello! Komm sofort her!“, ruft Henry erschrocken. Doch Bello hüpft kläffend hinter den Entchen her, die schnatternd nach allen Seiten davonlaufen. Schimpfend rennt Henry los, um Bello einzufangen. Dabei bleibt er mit dem Fuß an der Bordsteinkante hängen, knickt um und stürzt auf den Gehweg. „Au!“, schreit er. Ihm schießen Tränen in die Augen. Die Knie bluten und der rechte Ellenbogen auch. Schniefend setzt er sich auf den Gehweg und pult kleine Steinchen aus den Wunden. Da stupst ihn jemand von hinten an. Henry schaut sich um. „Bello, du böser Hund!“, ruft er wütend. „Siehst du, was du angerichtet hast?“ Bello leckt Henry über die Hand und stupst ihn wieder mit der Schnauze an. Vorsichtig steht Henry auf und schnappt sich die Leine. „Mach das nie wieder!“, sagt er streng. „Jetzt bringe ich dich nach Hause. Der Spaziergang ist beendet.“
Frau Bieger hält sich die Hand vor den Mund, als sie Henry sieht. „Ach du meine Güte, was ist denn passiert?“ Henry erzählt ihr die ganze Geschichte. „Und das alles nur, weil du meinen Brief einwerfen solltest. Das tut mir leid.“ Frau Bieger seufzt. „Soll ich dir einen Kakao machen?“ Henry schüttelt den Kopf. „Ich gehe lieber nach Hause und lass mir von Mama Pflaster auf die Knie kleben.“ Frau Bieger nickt. „Natürlich, das ist das Beste. Aber warte, ich hole noch dein Geld.“ Sie geht in die Küche, und als sie zurückkommt, gibt sie Henry 50 Cent. „Die sind fürs Gassi gehen. Und der hier“ – sie drückt ihm einen Fünf-Euro-Schein in die Hand – „ist ein kleiner Trost, weil du dich verletzt hast.“ Obwohl Henry seine Knie wehtun, strahlt er übers ganze Gesicht. „Jetzt kann ich mir das Turbo-Rennboot kaufen. Danke! Vielen Dank! Und bis zum nächsten Mal.“ Henry humpelt, so schnell es geht nach Hause. Und während Mama ihn verarztet, zählt er noch einmal sein Geld. „Jetzt reicht es!“, ruft er. „Morgen kann ich mir das Rennboot kaufen.“
Am nächsten Tag nach der Schule betrachten Henry und Gregor wieder das große Plakat vor dem Spielwarenladen. Und diesmal kann Henry tatsächlich hineingehen und sich das ferngesteuerte gelb-rote Turbo-Rennboot kaufen. Was für ein Glück! Im Laden entdeckt er sofort das Regal mit den Rennbooten. Henry nimmt sich eines heraus. „Die sind ja wirklich riesig und ganz schön schwer“, staunt er. „Guck mal.“ Gregor schaut auf das Boot, sagt aber nichts. Henry findet, dass sein Freund traurig aussieht. „Gregor kann sich kein Turbo-Rennboot kaufen“, denkt er. „Er kann sich eigentlich nie etwas kaufen.“ Leise betet Henry: „Herr Jesus, ich war so glücklich, weil ich das fehlende Geld für das Boot so schnell bekommen habe. Aber jetzt kann ich mich gar nicht mehr richtig darüber freuen. Mit dem Boot kann ich nämlich nur alleine spielen. Gregor muss zugucken. Ich habe doch dafür gebetet, dass Gregor auch Geld für ein Boot bekommt, aber er hat immer noch keins. Nur ich habe Geld. – Vielleicht kann ich ihm ja etwas davon abgeben? Ja, das ist es! Herr Jesus, bitte hilf mir beim Teilen. Amen.“ Henry atmet tief durch und grinst Gregor an. „Komm, wir fragen mal, ob es auch kleinere Boote gibt.“ „Wieso denn?“ Gregor guckt erstaunt. „Du ... du wolltest doch das superschnelle Turbo-Rennboot kaufen.“ Doch Henry fragt schon einen Verkäufer. Der Mann zeigt ihm einen Korb mit kleinen blauen ferngesteuerten Booten. „Mini-Boot: 10 Euro“, steht auf der Verpackung. Henry nimmt zwei heraus und schüttet dem Verkäufer sein ganzes Geld auf den Tisch. Dann gibt er Gregor ein Boot. „Schenke ich dir“, sagt er. „So können wir zusammen die Boote auf dem Teich fahren lassen.“ Gregors Augen leuchten, als er nach dem Boot greift. „Danke!“ Die Jungen hüpfen nach Hause. Am Nachmittag wollen sie das erste Mal die Mini-Boote auf dem Teich ausprobieren. Henry freut sich schon darauf, denn teilen macht froh!




Entnommen aus:

"Besondere Tage mit Gott"
von Katja Habicht und Heike Schweinberger
Copyright © BOAS media e.V. - 32791 Lage
ISBN 978-3-942258-46-3 / Art.-Nr. 176846
EUR 10,00 [D]

Link zum Shop