Jesus Christus spricht
Wer an mich glaubt, hat das ewige Leben.


Lina und die Feuerwehr

Autorin: Katja Habicht
Illustration: Heike Schweinberger



Aus dem Flurfenster kann Lina bis zum Bach sehen. „Guck mal, Mama, der Bach ist viel breiter als sonst.“ „Ja, tatsächlich!“, sagt Mama. „Na, das ist auch kein Wunder. Es regnet schließlich schon seit Tagen. Da kann so ein kleiner Bach mal über die Ufer treten. Also, von mir aus kann es bald aufhören zu regnen.“ Lina schlüpft in Regenhose, Regenjacke und Gummistiefel und zieht sich die Kapuze über den Kopf. „Ich finde Regen cool. Da kann ich mit Tabea jeden Tag Regenpfützen-Hüpfen spielen. Und zum Bach gehen wir heute auch wieder.“ Doch Mama schüttelt den Kopf. „Auf keinen Fall! Heute geht ihr nicht an den Bach! Das ist zu gefährlich. Ihr könnt bis zum Feldweg gehen, das reicht.“ „Naaa gut“, murmelt Lina, „dann eben nicht.“ Sie gibt Mama einen Kuss und hopst nach draußen. Als sie durch die erste große Pfütze platscht, kommt Tabea angelaufen und springt ebenfalls hinein. Das Wasser spritzt Lina bis an die Nase, sie quiekt vor Vergnügen. Die Mädchen hopsen von einer Pfütze zur nächsten. Nach einer Weile läuft Lina vorneweg. „Komm, wir gehen zum Feldweg!“
„Au ja!“ Tabea flitzt hinterher. Auf dem holprigen Feldweg gibt es jede Menge Pfützen und die Mädchen versuchen, jede einzelne zu treffen. Lina wischt sich über das nasse Gesicht und schielt unter ihrer Kapuze hervor. „Boah, guck mal!“, ruft sie. „Da im Garten ist eine Riesenpfütze. Ob das Wasser von dem Bach kommt?“ Sie stupst Tabea an. „Oh Mann, das Wasser geht ja bis zum Haus von Frau Brebeck.“
„Ja, wirklich!“ Tabea reißt die Augen auf. „Oh nein! – Da unten! – Das Fenster ist offen und ...“ „Da läuft Wasser rein!“ Lina kneift die Augen zusammen, damit sie besser sehen kann. Tabea zieht an ihrem Ärmel. „Los! Wir müssen es sofort Frau Brebeck sagen!“ Doch Lina bleibt stehen. „Neee! Zu der geh ich nicht. Die schimpft immer nur. Erst neulich hat sie mich ...“ „Das ist doch jetzt unwichtig!“, ruft Tabea. „Guck mal! Da läuft Wasser in ihren Keller.“ Lina will nicht hinschauen. „Zur Strafe kann sie ruhig mal einen nassen Keller bekommen“, murmelt sie. „Ist mir doch egal. Wer böse zu mir ist, dem helfe ich nicht.“ „Das meinst du doch nicht wirklich, oder?“ Tabea klingt ärgerlich. Lina beißt sich auf die Lippe. „Weißt du“, sagt Tabea, „ich möchte tun, was dem Herrn Jesus gefällt. Und er hat jedem Menschen geholfen, der in Not war. Einfach jedem!“ Tabea wischt sich den Regen aus dem Gesicht. „Der Herr Jesus möchte, dass wir auch jedem helfen, der in Not ist. Auch dann, wenn er uns geärgert hat. – Los, jetzt komm!“ „Na gut“, schnauft Lina, „dann machen wir das eben.“ Die beiden rennen zum Haus von Frau Brebeck. Tabea drückt mehrmals auf den Klingelknopf. Nach einer Weile geht die Haustür auf und eine finster aussehende  Frau schaut sie an. „Was gibt es denn so dringend?“, schimpft sie und klopft mit ihrem Stock auf den Boden. „Ich habe ein krankes Bein und kann nicht so schnell laufen. Einmal klingeln reicht auch!“ Lina schluckt. Am liebsten würde sie wieder gehen. Tabea sieht auch etwas ängstlich aus, sagt aber: „Frau Brebeck ... in Ihrem Garten ... Sie müssen das Kellerfenster zumachen ... da läuft Wasser rein.“ Die alte Frau wedelt mit ihrem Stock. „Was? Ist das ein dummer Witz?“ Doch sie humpelt ans Küchenfenster. „Ach, du große Güte! So viel Wasser in meinem Garten!“, schreit sie. „Meine Äpfel! Bitte ... Mädchen ... Ich kann nicht so schnell. Lauft nach unten und macht das Fenster zu, damit die Äpfel nicht nass werden.“ Lina und Tabea gehen ein paar Stufen nach unten. „Es ist komisch, hier herumzulaufen“, flüstert Lina. „Wir machen nur schnell das Fenster zu, und dann ... - Ach du Schreck!“ Wie angewurzelt bleiben die Mädchen auf der Treppe stehen. Überall ist Wasser. Und Frau Brebecks Äpfel kommen ihnen schon entgegengeschwommen. Frau Brebeck humpelt hinter ihnen die Treppe herunter. „Oh nein, oh nein! Meine Äpfel! Mein Keller! Die Feuerwehr! – Schnell Kinder, wir müssen die Feuerwehr rufen.“

Sie humpelt zurück und telefoniert aufgeregt. „Was machen wir jetzt?“, flüstert Tabea. Lina zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung. Wir gehen auf jeden Fall erst einmal wieder nach draußen.“ Als sie an Frau Brebeck vorbei aus der Haustür huschen, sieht Lina, dass die Nachbarin zittert. Nun tut sie Lina sogar leid. Da die Feuerwache ganz in der Nähe ist, dauert es nicht lange, bis ein knallrotes Feuerwehrauto vor dem Haus hält. Zwei Feuerwehrmänner steigen aus. „Da hinten ist das Fenster!“, ruft Tabea ihnen zu und deutet auf den Garten. Ein Feuerwehrmann holt schwere Säcke aus dem Auto und legt sie von außen vor das Fenster. Der andere geht ins Haus und macht das Kellerfenster zu. Als er kurz darauf wiederkommt, ruft er: „Wir brauchen die Tauchpumpe, im Keller steht Wasser.“ Die Männer holen ein komisches Gerät mit Schlauch aus dem Auto und bringen es in den Keller. Den langen Schlauch ziehen sie wieder nach oben, aus der Haustür heraus bis auf die Wiese. „Jetzt wird Ihr Keller leergepumpt“, erklärt der Feuerwehrmann und lächelt Frau Brebeck an. Und tatsächlich – kurz darauf strömt ein dicker Strahl Wasser aus dem Schlauch und fließt auf die Wiese. So etwas hat Lina noch nie gesehen. Es dauert nicht lange, und der Feuerwehrmann kann die Pumpe wieder ins Auto packen. Inzwischen sind auch Mama und einige andere Nachbarn gekommen. „Ist alles in Ordnung mit euch?“, fragt Mama und nimmt die Mädchen in den Arm. Die beiden nicken. „Ja, alles gut“, antwortet Lina. „Aber weißt du, bei Frau Brebeck im Keller ist alles herumgeschwommen.“ Frau Brebeck steht ganz blass in der Haustür. Mama geht zu ihr. „Machen Sie sich keine Sorgen“, sagt sie. „Ich helfe Ihnen, Ihren Keller wieder in Ordnung zu bringen, ja?“ Die Nachbarin nickt und lächelt sogar ein bisschen. Lina mochte Frau Brebeck bisher nicht, aber nun ... „Jetzt bin ich doch froh, dass wir geholfen haben“, flüstert sie Tabea ins Ohr. Tabea flüstert zurück: „Siehst du! Es ist gut, wenn man tut, was Jesus gefällt.“

Der Feuerwehrmann zieht seine Handschuhe aus. „Das Wasser stand zum Glück noch nicht hoch“, sagt er zu Frau Brebeck. „Vermutlich ist nur wenig kaputtgegangen. Gut, dass Sie es so schnell bemerkt haben.“ „Ich habe gar nichts bemerkt!“, ruft Frau Brebeck und deutet auf Lina und Tabea. „Hier, die Mädchen haben Bescheid gesagt.“ Ist das eine Träne in Frau Brebecks Auge? „Vielen, vielen Dank, ihr beiden“, stammelt sie. „Ja, das habt ihr wirklich gut gemacht.“ Der Feuerwehrmann klopft ihnen auf die Schulter. „Was denkt ihr ... Habt ihr Lust, euch das Feuerwehrauto mal von innen anzusehen? – Sozusagen als Belohnung.“ „Au ja!“, ruft Lina sofort. „Na, dann. Klettert ruhig hinein und setzt euch auf den Beifahrersitz.“ Der Feuerwehrmann hilft ihnen beim Einsteigen und setzt sich dann daneben. Er zeigt den Mädchen die Schalter für das Martinshorn und den Sprechfunk. Und als Lina auf den Knopf für das Blaulicht drücken darf, kommt sie sich vor wie eine richtige Feuerwehrfrau.



Jeden Tag Gottes Hilfe erleben




Entnommen aus:

"Jeden Tag Gottes Hilfe erleben"
von Katja Habicht und Heike Schweinberger
Copyright © BOAS media e.V. / 32791 Lage
ISBN 978-3-942258-26-5 / Art.-Nr. 176826
EUR 10,00 [D]

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